In diesem Artikel geht es darum, über eine Herleitung aus persönlichen Erlebnissen und Erfahrungen, eine bewertbaren Meinungsbildung zwecks allgemeiner Einschätzung der kollektiven Standortfrage zu KI zu ermöglichen.

Damals, während des Studiums, Ende der 90er Jahre, da hatte ich das Fach “Künstliche Intelligenz” als Wahlpflichtfach besucht. Es gab zwar den gleichnamigen Schwerpunkt ab dem 3. Semester, doch ich lies mich tatsächlich überreden diesen Schwerpunkt abzuwählen, zugunsten zwei anderer Schwerpunkte, die von befragten Komminitonen aus höheren Semestern als vielversprechender erklärt wurden. Ich lies mich also dazu beraten, andere Schwerpunkte zu wählen, die strategisch sinnvoller wären. Während des Studiums galten zu jener Zeit bei der Bildung einer Auswahlstrategie andere Kriterien. Marktsituation oder Zukunftsweisung bzw. Technologien waren dabei Kriterien, die nicht wirklich eine schwere Gewichtung mit sich brachten. Es galt u.a. die “richtigen” Professoren zu bekommen, die einem das Leben nicht allzu schwer machen würden. So suchte man aus den möglichen sechs Schwerpunkten die für sich besten zwei aus. Allianzen waren ebenso ein Kriterium. Eines dieser Schwerpunkte war zum Glück genau mein Ding.

Damals durften wir in den Praktika zum genannten Wahlpflichtfach auf Unix Systemen mit den Programmiersprachen LISP und PROLOG sogenannte Expertensysteme programmieren, naja, eher so am Rande simulieren. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob es Solaris Systeme waren. Ich fand es jedenfalls sehr spannend, denn die Vorstellung, dass eine Maschine mich mit menschlichen Fähigkeiten irgendwann überraschen könnte, stimulierte die Fantasie und die Motivation, daraus Wissen anzueignen und etwas mit diesem Wissen dann anzustellen, mega spannend…

Selbst Strategiespiele, wie “Age of Empire”, “Command & Conquer” oder mein Lieblings-Game “Starcraft” hatten zu ihrer Zeit einfache KI-Engines, die notwendig waren damit der Spieler gegen den “Computer” spielen konnte, ohne in der nächsten Runde das Gefühl zu bekommen, bei jeder Session gegen eine fest verdrahtete Strategie des Feindes (Computer) antreten zu müssen. Das würde das Spiel schnell langweilig machen. Denn nicht nur die KI lernte irgendwie im Spiel, sondern wir Menschen auch. Das Thema faszinierte irgendwie, war aber noch im Embrio-Zustand, betrachtet man KI heute.

Durch eines meiner Studienschwerpunkte “Prozessdatenverarbeitung” hatte ich bereits die Möglichkeit, Industrieroboterarme mithilfe von Offline oder In-System Verfahren zu programmieren. Wahlfächer und Pflichtfächer wie Betriebssysteme, “Fuzzy Logic“, Massendatenverarbeitung, Gerätetreiber, Assembler Programmierung oder numerische Mathematik stärkten meine Neugier für das Thema Robotik. Am meisten Spass hatte ich mit SPS Programmierung aus dem Fach “Automatisierungstechnik”.

Inzwischen, besser gesagt, nach 24 Jahren sind AI-Technologien für mich immer noch eine Art theoretische Hobbies geblieben. Ich spreche bewusst im Plural, denn anders als viele Menschen meinen, gibt es nicht die eine “AI” oder “KI” oder die “Künstliche Intelligenz”. Viel mehr sind es unterschiedliche Arten und Technologien, die allesamt eine messbare Intelligenz vorweisen. Dazu kommen noch viele weitere Begriffe die wir alle heute Tag für Tag lesen, wie ML, Deep Learning, Neural Networks, GPT, LLM, AI Models, Compound Systems, Data Sience, Robotics, Prompts & Prompt Engineering, NLP usw. usw…

Auch wenn mich das Berufsleben in eine ganz andere Richtung getrieben hatte, die Neugier für das “Künstliche” gepaart mit der Verkörperung von diesem “Es” als Wesen ist stets geblieben. Umso schwieriger und anstrengender wird es mittlerweile, das Wesentliche im Bereich KI als “Hobby-Wissen” zu studieren und zu lernen, bedenkt man wie rasend schnell die Entwicklung im Bereich Technologien und Wissenschaften voranschreitet. Naja, man wird ja auch nicht jünger, zumal jemand wie ich in die heutige digitale Welt nicht hineingeboren wurde, sondern reingelebt hat. Wir haben damals auf Funkgeräten mit Analogtechnik gefunkt und Stehwellen auf dem Dach eingestellt. Chatten hatte bei uns mit Packet-Radio auf CB Funk begonnen, nicht mit IRC.

Subjektiv ist die heutige Entwicklungsgeschwindigkeit für mich bereits exponentiell gestiegen, denn ich komme noch von ganz anderen Zeiten, wo Update- sowie Upgrade-Intervalle von Software wesentlich grosszügiger und Kommunikations- sowie Datenverschlüsselungen noch allenfalls als optional angesehen wurden. Unsere Uni-Emails hatten wir über Telnet-Logins gelesen und eine Firewall hatte unser Uni-Rechenzentrum auch nicht. Es waren banale ACLs. Wer auf dem Campus ein Zimmer hatte, der hatte glück direkt am Backbone mit sage und schreibe 150 Mbit/s surfen zu dürfen. Ich hatte nur einen 33,6er Analog-Modem zuhause und wehe meine Mutter wollte die Oma anrufen und hob den Telefonhörer ab ohne zu fragen, tja, -Connection Lost- .

Das alles auf LinkedIn wiederzugeben ist nicht die Hauptmotivation all dieser Erinnerungen und Gedanken. Der Exkurs persönlicher Erlebnisse und Eindrücke zielt hier weiterhin auf das Thema AI, das für mich persönlich sehr spannend ist und bleibt. Um zumindest die Branchen-News und die wissenschaftlichen sowie industriellen Errungenschaften in diesem Bereich etwas besser zu verfolgen, eigne ich mir nicht nur Wissen aus dem Mainstream an, sondern habe Newsletter abonniert, besuche regelmässig themenspezifische Webseiten auf diversen Kontinenten und schaue mir diverse Online Kanäle an.

Je mehr ich dabei sehe, wie Länder, Ländergruppen, Kooperationen und Firmen auf der ganzen Welt das Thema zum Wettlauf gemacht haben (wissenschaftlich, technologisch aber auch politisch und wirtschaftlich), wie viel Geld, Ressourcen und Werte investiert werden, umso schwindelerregender wird dieser Flug. Natürlich sehe ich mir Vergleiche an, fliege über Surveys, Vergleiche, Bewertungen, Errungenschaften und Reports drüber, wie z.B. das “State of GenAI”, (GPT) das von Deloitte erstellt wurde. Dabei versuche ich abstrahiert herauszufinden, ob z.B. wir die AGI tatsächlich bald erreichen werden bzw, wo wir bei “Narrow AI” stehen, oder es nur Bluff der grossen Firmen und Investoren, soger der Staaten sind, um nicht eine Blamage zu erfahren, hat doch allein USA der AI-Entwicklung 600 Milliarden US Dollar zugesprochen.

Wenn ich in all dem Bewusstsein, dass ich dank dem verfügbaren Wissen gewinnen durfte dann noch die Welt aus der Vogelperspektive anschaue und sehe, wo ich gerade bin, stelle ich mir immer nur die eine folgende Frage:

Wo stehen wir eigentlich als Europa in Sachen A.I. heute?

  • Wir sind doch recht gut dabei?
  • Wir werden bald nicht mehr mithalten?
  • Wir haben den Zug bereits verpasst?