LinkedIn: Vom Karrierenetzwerk zur Datenkrake der USA und Israel?

Seit der Übernahme durch Microsoft im Dezember 2016 hat sich LinkedIn, einst primär als professionelles Netzwerk für Jobsuche und Karriereentwicklung bekannt, zu einer umfassenderen Plattform entwickelt, die jedoch auch zunehmend Fragen hinsichtlich ihrer Datennutzung aufwirft. Seither hat sich LinkedIn zu einer regelrechten „Datenkrake“ entwickelt, die immense Mengen an Nutzerdaten sammelt und diese, insbesondere in den USA, offenbar auch für KI-Forschung und Profiling einsetzt.

Die Übernahme durch Microsoft, einen der weltweit grössten Technologiekonzerne, hat LinkedIn Zugang zu erweiterten Ressourcen und Technologien verschafft. Dies ermöglichte zwar die Einführung neuer Funktionen und eine tiefergehende Integration mit anderen Microsoft-Diensten, führt aber auch zu Bedenken hinsichtlich des Umfangs und der Verwendung der gesammelten persönlichen und beruflichen Daten.

Die darin verlinkten „Grundsätze für verantwortungsvolle KI“ sind natürlich eine Fars. Es ist ein Kurzartikel bestehend aus generischen Moral-Lyrics.

Verschiedene Berichte und eine Klage in den USA weisen darauf hin, dass LinkedIn Nutzerdaten, darunter Profile, Posts und Interaktionen, zum Training von Künstlicher-Intelligenz-Modellen verwendet. Diese Praxis soll teilweise standardmässig aktiviert sein, was bedeutet, dass Nutzerdaten ohne explizite Zustimmung für diese Zwecke herangezogen werden könnten. Während LinkedIn angeblich die Nutzung von Nutzerdaten für KI-Trainings in Regionen wie dem Vereinigten Königreich, dem Europäischen Wirtschaftsraum und der Schweiz nach aufsichtsrechtlicher Prüfung eingestellt hat, scheint diese Praxis für Nutzer in den USA fortgesetzt zu werden. Der oben abgebildete Abschnitt in der Datenschutzrichtlinie von LinkedIn bestätigt diesen Verdacht.

Die gesammelten Daten ermöglichen nicht nur die Verbesserung von LinkedIn-eigenen KI-Funktionen, sondern könnten auch für umfassendes Profiling der Nutzer verwendet werden. Dies betrifft die Analyse von Fähigkeiten, Karrieremustern, Interessen und beruflichen Netzwerken, um hochpräzise Profile zu erstellen. Solche Profile sind für gezielte Werbung, Personalrekrutierung und potenziell auch für andere Zwecke von hohem Wert.

Zu diesen Zwecken arbeitet LinkedIn neuerdings anscheinend auch mit dem Unternehmen Singular, zu finden unter „singular.net„.

Wer ist Singular

Die Website singular.net gehört zur Firma Singular, einer Marketing-Intelligence-Plattform aus San Francisco / USA, die in 2014 gegründet wurde. Singular bietet anscheinend Lösungen im Bereich Marketing-Analytik und Attribution. Sie sollen Unternehmen dabei helfen, ihre Marketingdaten aus verschiedenen Quellen zu vereinheitlichen, die Leistung ihrer Kampagnen über verschiedene Kanäle und Plattformen hinweg zu messen, den ROI (Return on Investment) zu verfolgen und Marketingbetrug zu erkennen und zu verhindern. Eran Friedman ist Mitbegründer und Chief Technology Officer von Singular, ein Geschäftsmann aus Tel Aviv. Ein Company-Profil von Singular auf LinkedIn ist ebenfalls vorhanden.

Das Unternehmen gibt weitere vier Standorte weltweit an. Darunter sind jedoch zwei Standorte besonders, die auch in den Datenschutzrichtlinien des Unternehmens auftauchen.

Das Unternehmen macht kein Geheimnis daraus, dass Auftragsdaten, die prozessiert werden müssen, ebenso nach UK und Israel übertragen werden können.

Die mangelnde Transparenz und die standardmässige Aktivierung bestimmter Datennutzungseinstellungen lösen bei vielen Nutzern und Datenschützern Besorgnis aus. Insbesondere die Tatsache, dass LinkedIn anscheinend mit Drittanbietern zwecks Profiling arbeitet, die wiederum die hierfür notwendigen Nutzerdaten mit Israel teilen, verstärkt diese Besorgnis. Es wird zudem kritisiert, dass die Kontrolle über die eigenen Daten eingeschränkt ist und dass die potenziellen Auswirkungen der Nutzung dieser Daten für KI-Forschung und Profiling in einem so grossen Massstab unklar sind.

Die App Version von LinkedIn legt es offen

In der Desktop Version von LinkedIn wird die API nicht sichtbar angesprochen. Auch ist es nicht ersichtlich, dass LinkedIn hierfür Cookies setzt oder die API von Singular mithilfe Javascript einbindet. In der Cookie-Tabelle von LinkedIn ist zumindest kein Eintrag für Singular zu finden. Selbstverständlich gibt es jedoch andere Mittel und Wege dies technisch zu realisieren. Erstaunlich ist es jedoch, dass in keines der Richtlinien und Erklärungen sowie Bedingungen von LinkedIn der Name „Singular“ auftaucht.

Doch in den Mobile Versionen (Andriod & Apple) werden für die Datenübertragung offensichtlich die API von Singular explizit angesprochen.

Singular als „Data Processor“

Singular selbst sieht sich gem. ihrer Datenschutzrichtlinie als „Data Processor“ und betrachtet LinkedIn als „Data Controller“. Sie gibt in der Datenschutzrichtlinie auf ihrer Webseite an, welche Daten sie verarbeiten möchte:

Conclusion

LinkedIn verweist standardmässig auf ihre globale Datenschutzrichtlinie und zeigt allenfalls auf ihre lokale EU kompatible Datenschutzrichtlinie darin, die zugegebenermassen umfangreicher erscheint als die globale Variante. Doch so umfangreich wie die DSGVO konforme Variante erscheint, so sehr nimmt sie sich das Recht, eben all die User-Daten gem. ihrer Erklärung zum berechtigten Interesse (siehe Abschnitt „Berechtigtes Interesse“) zu sammeln und in den USA sowie weitere Partner zu übertragen. Nun ja, letztlich wird die gesamte Plattform ab Zugriff auf die Webseite in den USA gehostet. Man hat bei Nutzungsinteresse der Plattform quasi keine andere Wahl, als den Bedingungen zuzustimmen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Akquisition durch Microsoft LinkedIn zweifellos neue Möglichkeiten eröffnet hat. Gleichzeitig haben sich jedoch auch die Herausforderungen im Bereich Datenschutz und die Bedenken verstärkt, hinsichtlich der umfangreichen Datensammlung, deren Nutzung für KI- und Profiling-Zwecke und die Weitergabe an Dritte im Ausland – insbesondere in den USA, UK und Israel. Das Thema „Microsoft und Singular“ bleibt also spannend, da es unter dem Radar erscheint.

Die Entwicklungen rund um LinkedIns Datennutzung bleiben daher ein wichtiges Thema für die Privatsphäre der Nutzer im Zeitalter von Digitalisierung und KI.

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